Montag, 5. September 2011

Selbstüber(unter?)schätzung

Heute habe ich was gemacht, was ich gerade bereue. Parmesan über meine Spaghetti gemacht. So Kuhkäseparmesan, so richtigen. Und das auch noch bewusst. Das eingeschweißte Stück Parmesan liegt seit bestimmt 2 Monaten in meinem Kühlschrank, noch aus der vorveganen Phase. Offene Nahrungsmittel habe ich damals weggeworfen, aber den Käse, ja, da hab ich noch überlegt, ob ich ihn verschenke - oder mich nicht so anstelle und ihn einfach noch esse. Denn mir ist es ja eigentlich wichtig, dass ich vegan nicht aus Geschmacksgründen wurde, sondern aus einer ethischen Einstellung heraus, und dass ich, selbst wenn ich die nächsten 50 Jahre den Geschmack von Wurst, Käse und einem Frühstücksei vermissen sollte, dennoch kein Recht hätte, diese Sachen auch zu essen, weil Tiere dafür gequält werden. Vegan sein ist für mich jedoch auch mit Konsumkritik verbunden, weil ich glaube, dass die kapitalistische Logik mit ein Grund für die Ausbeutung nicht nur von Menschen, sondern auch von Tieren ist. Wie kann ich aber mit einer konsumkritischen Einstellung rechtfertigen, ein an sich noch essbares 'Lebensmittel' wegzuwerfen oder wegzugeben, das ich vor einigen Wochen noch ohne zu zögern verspeist hätte? Seit meiner Entscheidung, vegan zu leben, habe ich mir Hefeflocken auf die Spaghetti gestreut, und es hat mir gut geschmeckt und sich richtig angefühlt. Dennoch habe ich heute das Projekt Parmesan verwerten in Angriff genommen und den Käse über die Tomatensauce geraspelt, um mir selbst zu beweisen, dass es nicht um Geschmack geht. Und dennoch wurde mir schlecht. Der Geruch. Wie der Käse sich in meinen Händen angefühlt hat. Wie meine Hände danach rochen. Ich war kurz davor, den ganzen Teller in den Müll zu kippen. Dann habe ich die Spaghetti doch gegessen, mit dem Käse. Danach bin ich in die Küche und habe das restliche Stück Parmesan in den Müll geschmissen. Jetzt war es ja eine angebrochene Packung, so meine tolle Rechtfertigung vor mir selbst, und die kommen weg. Das Projekt Resteverwertung als konsumkritische Aktion ist hiermit abgeschlossen. Bäh.

3 Kommentare:

  1. also ich finds richtig, unveganes noch aufzubrauchen, ich hab aus urzeiten auch noch einen ledergürtel im schrank hängen. es wär doch doof etwas wegzuschmeißen, was noch gut ist, damit wird auch kein tier wieder lebendig.
    krass, dass du nach so kurzer zeit schon so ne käse-abneigung hattest... ich hab die nach 5 jahren immer noch nicht ^^

    aber wg einem stück käse brauchst du dir doch echt keinen kopf zu machen; egal ob du es wegschmeißt oder isst; es ist ne einmalige sache und wenn man sich überlegt wie viele lebensmittel täglich auf dem müll landen, ist das ja echt ein klacks.
    bin mal gespannt wie s mit dir weitergeht :-)
    viel erfolg weiterhin!

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  2. Achje, weißt du ich finde man muss das nicht so eng sehen. Das Label "vegan" ist doch keine Trophäe die man sich durch richtiges Handeln erarbeiten kann, eher eine Zustandsbeschreibung. Dann hast du eben den im Kühlschrank befindlichen Parmesan noch aufgebraucht, dir werden in den nächsten Wochen, Monaten, Jahren immer wieder schwierige Situationen begegnen, vielleicht wirst du manchmal nicht konsequent sein, vielleicht ist dir irgendwann mal "egal" ob die Milchsäure in einem Produkt jetzt pflanzlich ist oder nicht.
    Wichtig ist doch nur, dass du dazu stehen kannst, immerhin weit du jetzt, dass du die Lust auf Käse verloren hast, ehrlich, ich finde das war das schwerste, ist es vielleicht noch immer, grade der Parmesan...

    Mach das einfach so wie dus für richtig hältst, egal für was du dich wann entscheidest im Endeffekt musst du doch nur vor dir selbst gradestehen :)

    Beste Grüße

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  3. Danke euch beiden für eure Kommentare - inzwischen habe ich mit der Parmesan-Affäre :) auch ausgesöhnt und sehe das wie ihr, dass man einfach manchmal abwägen muss (z..B. aufbrauchen/wegwerfen, unhöflich sein/konsequent sein etc.). Ich war zum Glück nie so ein Megakäsejunkie, noch geht es gut, vielleicht kommt der Jieper aber auch noch. Nur so ein eingeschweißtes Parmesanstück riecht echt nicht gut, wenn man das Plastik aufschneidet :) Wenn mal Heißhunger kommt, renne ich hier in den veganen Supermarkt u. hole mir den vielgelobten No Muh Chäs, der ja angeblich wie Appenzeller schmeckt :)

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